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Wie Werther in Thüringen Kalte Nahwärme nutzt

Die Kommune Werther nutzt Wärmenetze mit niedrigen Übertragungstemperaturen als kommunale regenerative Ressource. Das Erdwärmenetz versorgt ein Wohngebiet.
von Harald Lachmann · 1. April 2024

Werther in Thüringen ist Vorreiter für die kommunale Nutzung einer Energiequelle, die viele noch wenig auf dem Schirm haben: Kalte Nahwärme. Fachleute verstehen darunter Wärmenetze, die mit niedrigen Übertragungstemperaturen von 10 bis 25 Grad arbeiten und daher sowohl Wärme als auch Kälte bereitstellen können. Auch erste Kommunen in Bayern und Hessen verwenden diese regenerative Ressource.

Wertschöpfung bleibt im Ort

Doch während man andernorts die Erde des kompletten geothermischen Kollektorfelds bis zwei Meter tief abträgt, nutzten die Thüringer auf ihrer 8.000-Quadratmeter-Fläche ein Agrargerät: „Wir pflügten alle 30 Zentimeter den Kollektor ins Erdreich, also ohne große Erdbewegung“, erläutert Hans-Jürgen Weidt. „In sieben Tagen war alles erledigt.“

Weidt – einst Bürgermeister in Werther – ist der geistige Vater des Projekts. Nun leitet er im Ort den Aufsichtsrat der Bürgerenergiegenossenschaft Helmetal, in die sich jeder der 3.500 Einwohner einbringen kann: „Mit 500 Euro ist man dabei“, so Manfred Handke, sein Nachfolger als Gemeindechef. „Und das Beste ist“, so der SPD-Mann, „alle Wertschöpfung bleibt in Werther! Kein Banker von außerhalb verdient hier mit.“

Clevere Energieautarkie

Jene Genossenschaft betreibt beziehungsweise beteiligt sich auch an Windrädern, die in der Gemarkung rotieren, und an Photovoltaikanlagen vor Ort. Und auch wenn die beiden E-Mobile vor dem Gemeindeamt zehn Jahre alt sind, stehen sie doch für eine clevere Energieautarkie in Werther: Die Solaranlage auf ihrem Carport speist zwei Ladestationen, die unter anderem den Energiespeicher der Verwaltung rund um die Uhr füllen. Handke, der auch dem Kreistag Nordhausen angehört, sieht das symbolisch für das verschuldete Werther: „Wir sind optimistisch, als Kommune auch finanziell von diesen Energieprojekten zu partizipieren.“

Das Erdwärmenetz versorgt ein neues Wohngebiet, das einmal 33 Häuser umfassen soll. 13 sind bereits bezogen, und dank einer klugen Strategie seitens der Genossenschaft, der das Wärmenetz gehört, erhalten die Bewohner beim Einzug auch noch eine Art Rundumsorglos-Brief für ihre Heizung: Man übertrug die Betriebsführung für das Netz an die Thüringer Wärme Service GmbH (TWS), wovon auch ein bunt bemaltes Pumpenhaus am Kollektorfeld zeugt: „Es überwacht permanent das System, auch die Wärmepumpen der Grundstücke, ist dazu 365 Tage im Jahr mit der TWS-Leitzentrale verbunden“, so Weidt. Ob der Druck abfällt oder der Wirkungsgrad sinkt: „Nach zehn Minuten ist ein örtlicher Heizungsmonteur da, um zu entstören.“

Genossenschaft investiert 330.000 Euro

330.000 Euro investierte die Genossenschaft in das Projekt. Von der Planung bis zur Umsetzung verging etwa ein Jahr. Als man dafür im Herbst den Thüringer Energiepreis erhielt, lobte Energiestaatssekretär Burkhard Vogel: „Sichere Wärme, klimafreundlich und verlässlich kalkulierbar“, hier zeige sich, was zu erreichen sei, wenn Einwohner mutig und offen für neue Technologien „die Wärmewende in die eigenen Hände nehmen“.

 

Dieser Text stammt aus der DEMO-Ausgabe 1/2024 mit dem Titel: Kommunen gegen Kälte – Wärmeplanung und Wärmewende. Ein Abonnement der DEMO können Sie schon ab 5,10 Euro im Jahr abschließen.

Autor*in
Harald Lachmann

  ist diplomierter Journalist, arbeitete zunächst als Redakteur bei der Leipziger Volkszeitung, zuletzt als Ressortleiter Politik, und schreibt heute als freier Autor und Korrespondent für Tages-, Fach- sowie Wirtschaftszeitungen. Für die DEMO ist er seit 1994 tätig.
 
 

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